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Etwas Talk, etwas Show und einige interessante Statements zur Landtagswahl im Pfarrhof St. Agatha

Taschentücher für „rote Nasen“ (Die Linke), Brillenputztücher (CDU), Feuerzeuge (AfD), Zündhölzer (SPD) – das übliche Bild auf den Infotischen der Parteien gestern Vormittag im Pfarrhof St. Agatha. Die Infoveranstaltung der Kolpingsfamilie zur Landtagswahl sollte aber mehr werden als der übliche Austausch von Floskeln und (Wahl-)Geschenken vor der Landtagswahl. Eine wirkliche Debatte kam zwar bei Talk und Show nicht in Gang, einige Statements aber ließen aufhorchen.

„Der Pirat ist gekentert“, stellte Ansgar Trautmann zunächst fest. Mit Tim Slaba führte der Vredener durch die Veranstaltung. Der Kandidat der Piratenpartei hatte abgesagt. Also reduzierte sich die Runde auf: Philip Schulz (Linke), Jens Steiner (Grüne), Ulrich Doetkotte (FDP), Heike Wermer (CDU), Dietmar Brüning (SPD) und Helmut Seifen (AfD), die, vor etwa 100 Zuschauern „getestet“ wurden: „Sind die geeignet für den Job?“

Beweisen sollten die Kandidaten das unter anderem, indem sie im Schnelltempo Fragen nach Eignung, Fehlern und Vorbildern beantworten mussten. Das Spektrum reichte da von Udo Lindenberg (Brüning) über Martin Luther King junior (Steiner) und Kardinal von Galen (Wermer) bis Wilhelm von Humboldt (Seifen). Zu großen Fehlern mochte sich keiner bekennen, an Eigenschaften nannten die Kandidaten Erwartbares: Gradlinigkeit (Doetkotte), Freundlichkeit (Wermer), „Lebenserfahrung, Lebenserfahrung, Lebenserfahrung“ und Selbstkritik (beides Seifen).

Beim Wissenstest wurden Fragen nach Wahlmodus und NRW-Einwohnerzahl (17,86 Millionen) mehr oder weniger richtig beantwortet. Die – besonders für die Kolpingsfamilie wichtige – Frage nach dem Prozentsatz der Kinder, die in einer klassischen Familienkonstellation aufwachsen, stellte die Kandidaten indes vor Probleme. Von 42 (Doetkotte) über 59 (Steiner) bis 70 (Brüning) reichten die Schätzungen. Damit lagen alle teils deutlich unter der richtigen Antwort: 73 Prozent. „Diese Runde geht an Dietmar Brüning“, stellte Tim Slaba fest.

An anderer Stelle musste Brüning einstecken: Die von der rot-grünen Landesregierung umgesetzte Inklusion etwa kam nicht nur bei der Opposition schlecht weg. „Ich wünsche mir die Förderschule zurück“, sagte Hildegard Finahl von der Kolpingsfamilie Epe unter dem Beifall des Publikums.

„Es gibt keine einhellige Meinung dazu“, sagte Brüning. Er höre Gutes wie Kritik über Inklusion. Die letzten Förderschulstandorte im Kreis – Bocholt und Ahaus – „das ist das, was gerade noch zu ertragen ist, drunter sollten wir nicht gehen“, gestand er ein. Steiner sprach sich dafür aus, dass weiter die Eltern über die Schulform entscheiden. „Man muss aber ehrlich dazu sagen: Es gibt eine Grenze, wo man nicht alle Schulen erhalten kann.“ Er sprach sich aber für den Erhalt der Förderschule aus.

„Rot-Grün hat unsere Förderschulen kaputtgemacht“, protestierte Heike Wermer. „Das ist übers Knie gebrochen worden.“ Es gebe zu wenig Lehrer, für Förder- wie für inkludierende Schulen. „Wir tun unseren Kindern keinen Gefallen, wenn wir Förderschulen abschaffen“, sprang ihr Doetkotte bei. Seifen war das nicht genug. „CDU und FDP kritisieren nur graduell“, sagte er. Für die AfD nahm er „ein anderes Menschenbild“ in Anspruch, das Unterschiede anerkenne. „Das geht nicht, wenn Gruppen hyperheterogen sind“, sagte er. Er würde das Ganze „sofort zurückdrehen“, käme er in Verantwortung. „Aber bis die AfD den Bildungsminister stellt, vergehen wohl noch 20 Jahre.“

Kinder wüchsen im übrigen am besten in einer konservativen Familie auf, denn: „Kinder sind konservativ“, so Seifen. „Familie ist da, wo Kinder sind“, widersprach Steiner. Auch widersprach er dem Vorwurf, die Grünen diskreditierten die klassische Familie. „Es gibt kein Mainstream-Bashing von verheirateten Eltern“, sagte er.

Beim Thema innere Sicherheit konterte Brüning gegen Wermer: „Wir sind in fünf Jahren schwarz-gelber Regierung kaputtgespart worden“, sagte der Berufspolizist. Seine Landesregierung habe „umgehend reagiert“: statt nur 450 Einstellungen pro Jahr bei der Polizei gebe es nun 2300. Schulz sprach sich für mehr Prävention aus. „Wir müssen den Menschen eine Perspektive geben“, sagte er. Seifen war „das alles zu weichgespült“. Die linken Parteien hätten „immer wieder den Staat in Generalverdacht genommen“, sagte er. Es brauche einen „Mentalitätswechsel“. Steiner warnte indes vor einfachen Lösungen und forderte alle auf, zur Wahl zu gehen. „Nur wenn viele mitmachen, funktioniert Demokratie“, sagte er. „Wer Freiheiten aufgibt, um Sicherheiten zu gewinnen, verliert am Ende beides.“